Zusammenfassung
In diesem Abschnitt wurde anhand des Programms HOPSI-PI.C die prinzipielle
Funktionsweise eines Sigma-Pi-Hopfield-Netzes 2-ter Ordnung im Kontext
autoassoziativer Mustererkennung vorgestellt. Wesentlich dabei war die
Erkenntnis, dass dieses Netz, obwohl es nur über die Hälfte der
Neuronen eines klassischen autoassoziativ eingesetzten Kosko-Netzes verfügt,
keine Qualitätseinbußen gegenüber letzterem hinnehmen muss, im
Gegenteil, in der Regel sogar besser und plausibler assoziiert als
das Kosko-Netz. Die Komplexitätsreduktion hinsichtlich der Anzahl der
Neuronen wurde also bestens
kompensiert durch die komplexere Sigma-Pi-Funktionalität der eingesetzten
Neuronen 2-ter Ordnung.
Im Detail haben wir im Rahmen der vorausgegangenen Aufgabe gesehen,
dass das dort diskutierte Sigma-Pi-Hopfield-Netz 2-ter Ordnung die sechs zu
lernenden Assoziationen perfekt beherrschte und sogar die fehlerbehafteten
Eingänge plausibel und ohne auf unerwünschte Zustände (spurious
states, Halluzinationen) zu stoßen assoziierte. Im Gegensatz dazu hatte das
mit genau doppelt
sovielen Neuronen arbeitende autoassoziativ konfigurierte Kosko-Netz bereits
mit dem korrekt präsentierten
Kleinbuchstaben c Schwierigkeiten. Das Kosko-Netz terminierte schon in diesem
einfachen Fall einer Trainingsassoziation auf
einem an sich unerwünschten Zustand, allerdings
stimmte diese Halluzination noch in einem durchaus akzeptablen Umfang mit
einer echten Trainingsassoziation, hier dem Buchstaben c, überein.
Dieses Verhalten ist in vielen
Fällen für Netze charakteristisch, die in Hinblick auf ihre
Lernkapazitäten an ihre Grenzen stoßen. Dies wurde erst recht beim Verhalten
auf den fehlerhaften Großbuchstaben T deutlich: Zu Beginn, bei relativ
geringer Störung, wurde T noch richtig erkannt (beim Sigma-Pi-Hopfield-Netz
allerdings auch schon deutlich stabiler als beim
autoassoziativen Kosko-Netz); bei zu starker
Verfälschung fiel das Kosko-Netz jedoch zum Teil in ohne Zweifel
unerwünschte Zustände, mit denen kein Buchstabe mehr in
Verbindung gebracht werden konnte. Das Netz war überfordert und konnte
seine fehlerkorrigierende Funktion nicht mehr befriedigend erfüllen.
Zusammenfassend lässt sich also nochmals
festhalten, dass man durch Sigma-Pi-Funktionalität die Anzahl der
Netz-Neuronen drastisch verringern kann, ohne auch nur die
geringsten Einbußen an Qualität
hinnehmen zu müssen. Dieser Kompensationseffekt -- Neuronen-Anzahl gegen
Sigma-Pi-Funktionalität -- gilt allgemein und nicht nur im
Kosko-Hopfield-Kontext.
Burkhard Lenze
Im Februar 2009