Herr von Knorring, was lernen Sie gerade, das Sie noch nicht so gut können?
Interessierten Laien mit vorgefassten Ansichten und festen Erwartungen zu erklären, was Geschichtswissenschaft kann und was nicht, wie wissenschaftliche Erkenntnisse überhaupt entstehen und unter welchen Vorbehalten sie zu betrachten sind (und dass es „die“ Wissenschaft nicht gibt). Ob ich das wirklich lerne, wird sich noch zeigen.
Wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären, was wären Sie dann?
Aus damaliger Sicht (um 2000): Archivar, Bibliothekar, Verlagslektor oder etwas verwandtes, ähnlich interessantes (!), das man eben bevorzugt „mit Geschichte machen kann“. Aus heutiger Sicht: Etwas mit mehr „Action“ und unmittelbarer(er) gesellschaftlicher Wirksamkeit, und sei sie noch so geringfügig...
Was würden Sie ihrem jüngeren Ich zu Beginn des Studiums raten?
Sich rasch von der Illusion zu verabschieden, dass die Geschichtswissenschaft – anders als Geschichte in den Medien – und generell der akademische Betrieb politikfreie Zonen seien, der Streit um die Werturteilsfreiheit und die „richtigen“ Themen nicht immer neu ausgetragen werden müsse.
Welchen Stellenwert hat das (gedruckte) Buch für Sie? Ist OpenAccess die Zukunft?
Das gedruckte Buch ist für mich unverzichtbar, wenn es um konzentrierte Lektüre, bewusste Rezeption, gedankliche Durchdringung und Verarbeitung geht. Digitale Versionen dagegen finde ich höchst praktisch, wenn es gilt, rasch bestimmte Stellen oder Begriffe im Text zu finden, wörtliche Zitate fehlerfrei herauszukopieren und überhaupt aus der Ferne auf Literatur zugreifen zu können, wenn die Zeit drängt. Langer Rede kurzer Sinn: Beidem gehört die Zukunft!