Software-Qualitätsmanagement: Theorie & Praxis, Bd. 2
Ein prominentes Beispiel: Ein großes Software-Unternehmen stellt mittlerweile eine Spiele-Konsole her und erschließt sich damit einmal mehr einen Markt, kämpft jedoch nach wie vor mit Qualitätsproblemen, womit nicht nur die allseits bekannten Abstürze gemeint sind - auch Inkompatibilitäten und Konzeptionsfehler führen zu schlechter Qualität. Denn stellt ein Herstelller bewusst Produkte her, die zu Standards inkompatibel sind bzw. verweigert die Veröffentlichung des Source Codes, so schränkt dies die Möglichkeiten des Anwenders ein, z.B. verschiedene Plattformen zu nutzen, Sicherheitslücken zu entdecken oder zu begegnen oder Schnittstellen zu programmieren. Solche Alleingänge sind häufig ohne erkennbaren Vorteil für den Kunden, besonders dann, wenn der Hersteller ein monopolähnliches Gebilde darstellt.
Die neue Offenheit (Stichwort Open Source) und der Erfolg des Betriebssystems Linux sowie der darauf verfügbaren Anwendungssoftware tragen immerhin dazu bei, dass sich zunehmend Hersteller und deren Kunden mit Software-Produkten auseinandersetzen, deren Qualität sie direkter beeinflussen können - dies ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Auch bei technischen Systemen gab es in der jüngeren Vergangenheit nur wenige spektakuläre Vorfälle, wie der Absturz des Mars Climate Orbiters, der auf einen Schnittstellenfehler zurückzuführen ist: Ein Software-Modul hatte Werte in englischen Einheiten an ein anderes Software-Modul übergeben, welches mit metrischen Werten gerechnet hatte. Diese Fehlinterpretation führte zu völlig falschen Ergebnissen, obwohl die Software-Module in sich wohl korrekt arbeiteten. Hier lagen offensichtlich Defizite bei der Anforderungsanalyse, der Spezifikation und natürlich beim Integrationstest vor.
Auch der Absturz der Ariane 5 im Jahr 1996 durch einen Software-Fehler ist beinahe schon vergessen. Außerdem hat die Trägerrakete die letzten Starts erfolgreich absolviert - schnell geraten solch "unangenehmen Zwischenfälle" in Vergessenheit.
Es deutet einiges darauf hin, dass es noch erheblicher Anstrengungen in Hinblick auf Software-Qualität bedarf, da einerseits die Anwendungsgebiete von Software-Anwendungen permanent zunehmen (besonders im sicherheitskritischen Bereich) und andererseits Personalknappheit herrscht (trotz eCommerce-Einbruch und Konjunkturflaute). Auch sind die Innovationszyklen im IT-Bereich nach wie vor sehr kurz und der Automatisierungsgrad bei der Software-Entwicklung in einigen Teilbereichen (z.B. Debugging) kaum vorhanden. All diese Faktoren können dazu beitragen, dass es zu Qualitätsproblemen bei ausgelieferten Produkten kommt.
Die Beiträge dieses Bandes tragen den oben genannten Problemen und Entwicklungen Rechnung.
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