Das Buch "Computergestützte Lehrplanung" von Thomas Bauer-Kotelenez beschäftigt sich unter einer neuen Perspektive und einem umfassenden Ansatz mit einer altbekannten Problemstellung: der Vorbereitung von Unterricht, Seminaren oder anderen Veranstaltungsarten der Lehre und Erziehung.
In drei Schritten wird ein allgemeines Planungsmodell für die Erziehungswissenschaft entworfen und in einem vierten Schritt aufgezeigt, wie der Computer für individuelle Planung - aus erziehungswissenschaftlicher Sicht - sinnvoll eingesetzt werden kann. Das entworfene Planungsmodell tritt dabei nicht neben die bereits veröffentlichten Modelle, sondern es zeigt auf, wie diese sich unter einer zeitgerichteten einheitlichen Sichtweise gegenseitig ergänzen und für umfassende Planungen nutzen lassen.
Im ersten Kapitel werden planungsrelevante Theorien aus verschiedenen Disziplinen, v. a. der Betriebswirtschaft, Verwaltung und Psychologie gesichtet und ausgewertet. Zentral sind hierbei die Entscheidungs- und Systemtheorie. Außerdem werden wichtige Planungsarten sowie vier umfassendere Planungsmodelle vorgestellt.
Das zweite Kapitel zeigt, wie die zugrundegelegten Menschenbilder die Vorstellungen von den Möglichkeiten des Menschen prägen. Es weist nachdrücklich darauf hin, daß gerade bei einem Mensch-Maschine-System, wie es bei computergestützter Lehrplanung vorliegt, die Vorstellungen vom Menschen die Qualität des Systems nachhaltig bestimmen. Deshalb wird der Mensch aus dreifacher, sich gegenseitig ergänzender Perspektive betrachtet: als biologisches Lebewesen, als (auch Information verarbeitender) Geist und als von einer Sozialgemeinschaft geprägtes Subjekt. Diese Perspektiven sind auf der gewählten radikal-konstruktivistischen Grundlage miteinander vereinbar und können für bestimmte Fragestellungen auch separat verwendet werden. Nach der Beschreibung der erkenntnistheoretischen Grundlagen und einer fortentwickelnden Antwort auf wichtige Kritiker des Radikalen Konstruktivismus werden die wesentlichen Begriffe unter der gewählten Perspektive entwickelt: Information, Modulation, Kognition, Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen, Wissen, Beobachter, Grundoperationen und Grundelemente, Modellbildung, Komplexität, Kommunikation, Gesellschaft und Wissenschaft, Soziotechnische Gemeinschaft. Darauf aufbauend werden Wirkungsvorstellungen, die Entscheidung, die Planung und der Auftrag - also die zentralen Begriffe der Arbeit - in eigenen Abschnitten ausführlich und systematisch dargestellt.
Nach diesen allgemeinen und systematischen Klärungen richtet sich der Blick im dritten Kapitel auf die Erziehung und Lehre. Hierbei liegt der Schwerpunkt bei einer angemessenen Darstellung der relevanten Literatur in systematischer Aufbereitung. Der Bezugspunkt jeglicher Didaktik, Lehre oder Erziehung ist immer der Mensch in einer ganz bestimmten Hinsicht: der Veränderung der Möglichkeiten seiner Selbststeuerung. Davon ausgehend wird der Gegenstandsbereich der Erziehungswissenschaft zunächst allgemein bestimmt, danach spezieller anhand von Äußerungen in der Literatur. Mit der Veranstaltung liegt der zentrale Planungsgegenstand der Erziehungswissenschaft vor, auf den zahlreiche Modellbildungen ausgerichtet sind. Die wichtigsten dieser Modellbildungen werden kurz dargestellt und in die entwickelte systemtheoretische und grafische Darstellung übertragen, angefangen bei Weniger und Robinsohn, über Klafki, Heimann und Schulz bis zu von Cube, König, Möller und ihren Kritikern. Die Auswertung dieser Modelle sowie der Planungsmodelle des ersten Kapitels führen schließlich zu dem Allgemeinen Planungsmodell für die Erziehungswissenschaft (APE), das in strukturierter zeitgerichteter Darstellung die Erfassung aller für die Erziehungswissenschaft relevanter Aktionsträger zuläßt, mit den zugehörigen Aktionen, Zeitpunkten, Zielen, Bedingungen, Mitteln, Wirkungen und Ergebnissen.
Im vierten Kapitel werden die gewonnenen Ergebnisse verwendet, um zu klären, wie der Computer für individuelle Lehrplanung aus erziehungswissenschaftlicher Sicht sinnvoll verwendet werden kann. Zwei Umfragen vermitteln zunächst einen Eindruck von der Nutzung des Computers bei der Lehrplanung im Jahre 1995. Daran schließen sich ausgehend vom Stand der Computertechnik und der Dynamik der Computerentwicklung grundsätzliche Überlegungen an, u. a. eine ausführliche Gegenüberstellung der jeweiligen Vorzüge des Menschen und des Computers. Viele Beispiele zeigen breite Anwendungsmöglichkeiten des Computers auf, aber auch die spezifischen Grenzen bei geisteswissenschaftlichen Fragestellungen. Die Verbreitung des Computers in der Erziehungswissenschaft, Lehre und Erziehung wird über Literaturbeispiele, das vorhandene Internetangebot sowie die aktuelle Software für Schulverwaltung und individuelle Planung aufgezeigt. Da für die spezifischen Anforderungen vernetzter individueller geistiger Tätigkeit keine angemessene Software ermittelbar war, wird abschließend ein soziotechnisches System der Bildung beschrieben und der Prototyp einer Software entwickelt, welche individuelle Lehrplanung in dieses System einbettet. Die Software ermöglicht eine einfache, sprachnahe Computernutzung, unterstützt die Planungstätigkeit auf basaler Ebene und integriert Standardsoftware; mit ihr ist ein unkomplizierter Austausch strukturierter Darstellungen mit anderen Benutzern über Datenträger und Netze möglich. Mit dem beschriebenen System und der Software liegt eine Kombination menschlicher und technischer Möglichkeiten vor, die den Handlungsspielraum des Menschen bei der Lehrplanung vermutlich erweitert.
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