Chancengleichheit wird als normatives Erfordernis demokratischer Gesellschaften und von Entwicklung gesehen, ist aber bisher in keinem Land erreicht. Die Abhängigkeit der Bildungs- und damit Lebenschancen von der sozialen Herkunft ist Gegenstand etlicher Studien. Ludwig untersucht mittels einer soziologischen Erörterung und qualitativen Erhebung, inwiefern das Ziel der UNESCO-Bildungsstrategie ‚Education for All’, zur ‚Menschlichen Entwicklung’ beizutragen, erreicht werden kann.
Zur Beantwortung dieser Frage wird zunächst die hinter dem ‚Human Development Index’ stehende Theorie der Capabilities von Amartya Sen genutzt, um sie mit Dahrendorfs Theorie der Lebenschancen, die eine Funktion von Optionen und Ligaturen ist, zu verbinden. Ligaturen können ihrerseits mit der Theorie der Lebenswelt (Schütz/Luckmann) aus der Perspektive des Einzelnen und der Theorie über die Beziehung von Etablierten und Außenseitern (Norbert Elias) als einer Theorie über Auseinandersetzung gesellschaftlicher Gruppen um Macht konkretisiert werden. Das sich ergebende Bild zeigt, inwiefern Bildung, Macht und Lebenswelt sich gegenseitig bedingen und die ‚realen Chancen’, wie Sen sie nennt, bedingen.
Vor diesem theoretischen Hintergrund wurde in einer empirischen Fallstudie untersucht, welchen Einfluss institutionelle Bildung auf den biographischen Werdegang von Straßen- und SlumbewohnerInnen in Kolkata hatte. Um die individuellen Erfahrungen zu erfassen, wurden fokussierte Interviews mit jungen Frauen, die Bildungsangebote im Rahmen von ‚Education for All’ genutzt haben, durchgeführt. Die Interviews, die vor dem theoretischen Hintergrund analysiert wurden, zeigen, inwiefern sowohl die Bildungsinhalte als auch die Rahmenbedingungen verbessert werden sollten, um Verwirklichungschancen zu erweitern und damit mehr ‚Menschliche Entwicklung’ zu ermöglichen.
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