Über den Zusammenhang von Handlungen und Zielen. Eine empirische Untersuchung zu Lernprozessen im physikalischen Praktikum
Studien zum Physiklernen, Bd. 5
Kerstin Haller
ISBN 978-3-89722-242-7
262 pages, year of publication: 1999
price: 40.00 €
Das physikalische Praktikum ist unumstritten ein fester
Bestandteil universitärer Ausbildung. Diskussionswürdig ist
jedoch, welche Ziele mit der Durchführung von Experimenten
erreicht werden sollen und inwieweit diese Ziele erreicht
werden. Die vorliegende Arbeit erfaßt einerseits die Ziele,
die mit Praktika angestrebt werden und erhebt anderseits die
Diskrepanzen zwischen den formulierten Zielen und den
Handlungen der Studierenden im Praktikum sowie den hinter
diesen Handlungen vermuteten Zielen und Denkprozessen.
Ausgehend von einem konstruktivistischen Lernmodell, welches
auf neurobiologische Erkenntnisse aufbaut, werden in der
Arbeit drei Arten von Zielen unterschieden und deren
Interdependenzen untersucht:
- Geäußerte Ziele: Ziele, die Lehrende und Studierende mit
der Durchführung von Praktika anstreben aber außerhalb des
Praktikums im Rahmen einer Umfrage formuliert werden.
- Geschriebene Ziele: Ziele, die hinter der Konzeption der
Versuchsdurchführung stehen und als intendierte Handlungen
der Versuchsbeschreibungen erhoben werden.
- Gehandelte Ziele: Ziele nach denen die Studierenden während
der Durchführung von Versuchen handeln. Diese Ziele werden
mittels zweier unterschiedlicher Methoden der Analyse von
videodokumentierten Versuchsdurchführungen herausgearbeitet.
Die Ergebnisse zeigen u.a., daß Studierende im Praktikum nach
ihren eigenen Zielen handeln. Diese Ziele sind zwar von der
Konzeption der Versuche beeinflußt, aber nicht bestimmt. Vor
allem sind die Ziele der Studierenden mit der jeweils
individuellen Erfahrung zu vergleichbaren Kontexten verknüpft
und verändern sich mit der kognitiven Entwicklung während der
Durchführung der Versuche.