Ebenfalls zum Reformprogramm zählte die Modernisierung der Hauptstadt. Um die Europäer zu beeindrucken ließ der König die öffentlichen Gebäude und seine Paläste im europäisch-historischen Prachtstil errichten. Die Architektur in der Manier italienischer Renaissance oder des Barock sollte Siam die notwendige Anerkennung als zivilisiertes Land verschaffen. Die Königssöhne, die ausschließlich in Europa erzogen worden waren, ließen ihre Paläste ebenfalls in europäischen Bauformen bauen und europäisch einrichten. Später ahmten Adelige, hohe Würdenträger und wohlhabende Bürger, die sich am Lebensstil der königlichen Familie orientierten, den König und die Prinzen nach.
Der junge deutsche Architekt Karl Siegfried Döhring war fasziniert vom Reichtum der Formenwelt hinterindischer Bauten und bewarb sich nach dem Abschluss seines Studiums um einen Posten im Königlich Siamesischen Staatsdienst in Bangkok, den er im Juli 1906 antrat. Während seines Aufenthaltes dort schuf er vier wichtige architekonische Werke.
Im Gegensatz zu den zeitgenössischen Architekten in Siam versuchte Döhring, durch die Anpassung alter Formen an neue Bedürfnisse und Aufgaben zu einem persönlichen Ausdruck zu gelangen. Seine Bauten waren Maßarbeit, denn sie wurden nach den Bedürfnissen und Wünschen der Bauherren entworfen.
In Deutschland ist dieser interessante Teil der Architekturgeschichte größtenteils unbekannt und deshalb widmet sich der Autor zunächst der Lebensgeschichte des Architekten Döhring. So gewährt er dem Leser Einblick sowohl in Leben und Werk des Architekten als auch in die alte siamesische Welt. Systematische Betrachtung und ausführliche Beschreibung seiner Bauwerke dienen dazu, Gestaltungsprinzip, Formensprache und Formempfinden des Baumeisters erkennbar werden zu lassen.
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