Der künstlerische Schulwandschmuck im Spannungsfeld von Kunst und Pädagogik. Eine Rekonstruktion und kritische Analyse der deutschen Bilderschmuckbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts
Ina Katharina Uphoff
ISBN 978-3-8325-0268-3
220 pages, year of publication: 2003
price: 40.50 €
Der künstlerische Wandschmuck stellt eine besondere Form des Schulwandbildes
dar, da in ihm die belehrende Funktion zugunsten einer
künstlerisch-raumgestaltenden zurücktritt. So definierte sich der Schulwandschmuck als ein Werk
der Kunst, dessen ästhetisches Element - unter der Maxime "Kunst
ins Volk, Kunst in die Schulen" - im Zuge der
Kunsterziehungsbewegung um 1900 eine besondere Bedeutung gewann.
Mit den vorrangigen Zielen, dem Schulraum eine eigene,
pädagogisch-künstlerische Atmosphäre zu verleihen, die ästhetische Genussfähigkeit der Schüler zu
fördern und die kulturelle Erneuerung des Volkes aus dem Geiste der Kunst
voranzutreiben, wurde der künstlerische Wandschmuck zu einem zentralen Element
der kunstpädagogischen Aspirationen. D.h.: Gesteigert zur
"Bilderschmuckbewegung" sollte über die Ausschmückung der Schulen mit Bildern und die
damit verbundene Geschmacksbildung zugleich erhebend und veredelnd am
Volksganzen gearbeitet werden.
Neben der Rekonstruktion der "Bilderschmuckbewegung" innerhalb
des reformpädagogischen Aufbruchs Anfang des 20. Jahrhunderts geht es in der
Arbeit um eine kritische Analyse des pädagogisch-kunsterzieherischen
Anspruchs. Diese Analyse bezieht sich einerseits auf den eingeschränkten Kunstbegriff
der Apologeten der Bilderschmuckbewegung und andererseits auf die Tendenz,
den künstlerischen Anspruch der Erziehungsabsicht unterzuordnen. Es spricht
vieles dafür, dass die Absicht der Ästhetisierung der Unterrichtsräume vielfach
einer Pädagogisierung des Raumes wich. Denn die Kunst der Schule hatte -
angesichts der sich wandelnden Verhältnisse - nicht nur einem
dauerhaften und "gesunden" Stil zu gehorchen. Sie sollte zudem
didaktischen Anforderungen genügen und pädagogische Leitziele und Idealvorstellungen
zum Ausdruck bringen.
Über die Rekonstruktion und kritische Analyse hinaus wird zudem die
systematische Frage aufgeworfen, ob Kunst in der Schule notwendig pädagogisiert oder
sogar "diszipliniert" werden muss, um Lehr- und Lernprozesse und
erzieherisches Handeln nicht der "Exterritorialität" des
Ästhetischen (Mollenhauer) zu überlassen.