GHOST (Generating Help Observing State Transitions) ist ein solches Hilfesystem für das Betriebssystem Solaris 2.4. Es basiert auf einer detaillierten Modellierung des Betriebssystems, die auf der Grundlage eines State-Transition-Networks zu jedem Operator angibt, unter welchen Umständen er ausgeführt werden darf und was seine Ausführung bewirkt.
Auf der Basis dieser Modellierung werden die Eingaben des Benutzers analysiert. Zu jeder Eingabezeile wird dazu zunächst der aufgerufene Operator, die angegebenen Optionen und Parameter aus der Kommandozeile bestimmt. Danach wird die Semantik des Kommandos ermittelt, indem die formale Modellierung des Kommandos mit den konkret angegebenen Argumenten parametrisiert wird. Die Semantik wird durch eine komplexe Hierarchie von Vor- und Nachbedingungen repräsentiert, die dann rekursiv auf ihre Gültigkeiten untersucht wird. Durch diesen Ansatz können die fehlerhaften Eingaben des Benutzers als syntaktisch oder semantisch falsch erkannt werden; im Falle einer semantisch falschen Eingabe wird die scheiternde Vorbedingung möglichst präzise als Knoten des Vorbedingungsgraphen ermittelt.
Um den aufgetretenen Fehler genauer beschreiben zu können, kommt ein integriertes Fehlermodell zum Einsatz, in dem den Fehlersymptomen die möglichen kognitiven Fehlerursachen (Tippfehler, Kontextfehler, Historyfehler, konzeptionelle Fehler, ) gegenübergestellt werden.
Die Einordnung eines konkreten Fehlers in das integrierte Fehlermodell
erfolgt auf eine pragmatische Weise, da jeder Versuch, eine kognitiv fundierte
Erklärung des Fehlers zu finden, letztendlich daran scheitert,
daß die kognitiven Strukturen des Benutzers einem Hilfesystem nicht zugänglich
sind; es gibt keinen "gläsernen Benutzer".
Für die einzelnen Fehlerursachen werden stattdessen spezifische
Metriken definiert, die ausgehend von der Hypothese, daß
dem Fehler genau diese Fehlerursache zugrundeliegt
die kognitive Korrelation von "ähnlichen" Kommandos
zu dem vom Benutzer eingegebenen fehlerhaften Kommando bestimmen.
Die einzelnen kognitiven Fehlerursachen werden der Reihe nach untersucht; dem Benutzer werden die plausibelsten gefundenen Erklärungen als Hilfestellung angeboten; eine Festlegung des Hilfesystems, welche davon die tatsächliche Ursache des Fehlers war, erfolgt nicht.
Das Hilfesystem GHOST wurde am Lehrgebiet Praktische Informatik II der FernUniversität Hagen entwickelt. Für zwei wichtige Teilbereiche von Solaris 2.4 (die Dateioperationen des Betriebssystems sowie das Drucksystem) wurde ein voll funktionsfähiger Prototyp realisiert, um die Tragfähigkeit der Konzepte zu demonstrieren.
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