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Theorie und wirtschaftspolitische Anwendungen der Neuen Makroökonomie offener Volkswirtschaften

Ulf Slopek

ISBN 978-3-8325-0699-5
444 pages, year of publication: 2004
price: 40.50 €
Innerhalb der makroökonomischen Analyse der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen steht die Neue Makroökonomie offener Volkswirtschaften für eine Klasse von Modellen, die sich durch die Einführung nominaler Rigiditäten und unvollständiger Konkurrenz in einen dynamischen allgemeinen Gleichgewichtsansatz mit intertemporal optimierenden Agenten auszeichnen. In Form des Nutzens repräsentativer Haushalte enthalten diese Modelle einen expliziten Wohlfahrtsmaßstab, durch den sie sich auch für die Behandlung normativer Fragestellungen eignen, insbesondere für die Beurteilung wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Aufgrund ihrer rigorosen mikroökonomischen Fundierung stellt die Neue Makroökonomie offener Volkswirtschaften eine konzeptionell überlegene Alternative zum Mundell-Fleming-Modell dar, die freilich mit einer hohen Komplexität und einer schweren Handhabung der Modelle bezahlt wird.

Die vorliegende Arbeit erfüllt einen zweifachen Zweck. Zum einen bietet sie sowohl eine detaillierte Einführung in das Grundmodell der Neuen Makroökonomie offener Volkswirtschaften als auch einen umfassenden überblick über die Entwicklung, welche diese Forschungsrichtung seit den bahnbrechenden Beiträgen von Obstfeld und Rogoff (1995, 1996) erfahren hat. Dabei wird ein in der Literatur vernachlässigter graphischer Apparat aufgegriffen und zur Veranschaulichung der Modellmechanismen und -resultate verwendet. Zum anderen werden eigenständige Beiträge zur wirtschaftspolitischen Anwendung und zur theoretischen Entwicklung der Neuen Makroökonomie offener Volkswirtschaften geleistet. So wird das Grundmodell auf die Frage nach den makroökonomischen Effekten des tarifären Protektionismus sowie einer Besteuerung der internationalen Finanzströme angewendet. Zudem wird eine Version des Grundmodells für den Fall eines fixierten Wechselkurses entworfen, mit deren Hilfe es möglich ist, die Effekte einer unerwarteten Variation der heimischen Geldbasiskomponente und einer unerwarteten Wechselkursänderung in einem stufenflexiblen Fixkursregime zu studieren.

Die Analyse der makroökonomischen Effekte einer Besteuerung der internationalen Finanzströme wird für den Fall vorgenommen, daß ein exogener Schock, etwa eine unerwartete Ausdehnung der inländischen Geldmenge, einen überschuß in der Leistungsbilanz des Inlands erzeugt und die Inländer Kapital ins Ausland exportieren. In dieser Situation dämpft eine Steuer auf internationale Kapitalbewegungen die Bereitschaft der Inländer, Konsum in die Zukunft zu verlagern, indem sie den Grenznutzen des Sparens reduziert. Demnach ziehen die Inländer ihren Konsum zeitlich vor, weshalb die kurzfristige Steigerung des relativen inländischen Konsums in Reaktion auf den exogenen Schock dann höher ausfällt als seine langfristige Steigerung. Weil nun der Konsum unmittelbar die reale Geldnachfrage beeinflußt, treibt die Steuer nicht nur einen Keil zwischen die änderungen des relativen Konsums in der kurzen und der langen Frist, sondern auch entsprechend zwischen die änderungen der Geldnachfragerelation. Folglich fällt die kurzfristige Abwertung der Inlandswährung geringer aus als die langfristige, so daß die Steuer ein exchange rate undershooting hervorruft, selbst wenn keine der konventionellen Bedingungen für ein over- oder undershooting erfüllt ist. Da im Grundmodell die Wohlfahrt sowohl eines einzelnen Landes als auch der Welt im ganzen allein vom globalen Output- und Konsumniveau abhängt und die Effekte der Steuer rein asymmetrischer Natur sind, bleibt die Wohlfahrt von der Einführung einer Steuer auf die internationalen Finanzströme unberührt. Im Hinblick auf die makroökonomischen Effekte eines Zolls auf der globalen Ebene wird festgestellt, daß sie in der kurzen Frist den Wirkungen einer Kontraktion der Geldmenge gleichen, in der langen Frist dagegen den Wirkungen einer Abnahme der Produktivität. Was die Wohlfahrtseffekte des Zolls anbelangt, werden die aus Modellen mit vollständiger Konkurrenz bekannten Ergebnisse bestätigt: Durch die Erhebung eines Zolls kann das Inland seine Wohlfahrt auf Kosten des Auslands mehren, während die Wohlfahrt der Welt insgesamt eindeutig sinkt.

Demgegenüber liefert die Fixkursversion des Grundmodells ein Ergebnis, das im krassen Gegensatz zu den Erkenntnissen aus konventionellen Modellen wie dem Mundell-Flemig-Ansatz oder der monetären Zahlungsbilanztheorie steht: Selbst im Fall eines kleinen Landes wird die Geldmenge in der Modellversion für ein Fixkursregime nicht vollständig endogen determiniert. Eine exogene Erhöhung der heimischen Geldbasiskomponente wird zwar teilweise, nicht jedoch komplett durch eine endogene Abnahme der inländischen Währungsreserven kompensiert. Der Grund dafür freilich ist, daß eine exogene monetäre Expansion in der kurzen Frist einen überschuß in der inländischen Leistungsbilanz generiert, der reale Effekte auch in der langen Frist zur Folge hat. Diese langfristigen realen Wirkungen vermindern wiederum den Anpassungsdruck in der kurzen Frist und erfordern eine im Vergleich zur Ausgangssituation höhere Geldmenge. Dabei erweist sich die exogene Geldmengenexpansion als ein potentielles beggar-thy-neighbor-Instrument.

Keywords:
  • Makroökonomie
  • offene Volkswirtschaft
  • intertemporale Optimierung
  • unvollständige Konkurrenz
  • allgemeine Gleichgewichtsmodelle

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